Sommergespräch

08.08.2019

Seit 1994 werden auf der Kompostieranlage Pusch in St. Martin i. M. biogene Abfälle zu gehaltvollem Kompost verarbeitet. Die Betreiber Erwin und Dominik Pusch beantworten im folgenden Interview einige Fragen zu ihrer täglichen Arbeit!

Wie hat das mit dem Kompostieren angefangen?

Erwin Pusch: 1992 ist die Gemeinde mit der Idee auf mich zugekommen, Bioabfall, anstatt ihn wie damals üblich zu verbrennen oder im Wald zu entsorgen, im Rahmen der Landwirtschaft zu Kompost zu verarbeiten. Ein paar Wochen später wurde damit begonnen Biomüll einzusammeln und eine erste Miete (Kompostzeile) wurde am Wegrand aufgesetzt.
Zwei Jahre später wurde eine befestigte Anlage errichtet, die seither immer wieder erweitert und modernisiert wurde.

Dominik Pusch: Nachhaltigkeit, Regionalität und Kreislaufwirtschaft waren meinem Vater immer schon wichtig und das habe ich auch von ihm übernommen.

Was wird heute alles auf der Anlage verarbeitet?

Dominik Pusch: Neben Grün- und Strauchschnitt aus Hausgärten und von öffentlichen Flächen, werden auch Laub, Fallobst, Sägespäne und Erde (ohne Steine) auf unserer Anlage übernommen. Biogene Küchenabfälle  wie Obst- und Gemüsereste, verdorbene Lebensmittel und Speisereste (auch als Biotonne bekannt) werden in dafür vorgesehenen Säcken aus Papier oder Maisstärke gesammelt und von uns in insgesamt 9 Gemeinden im Bezirk abgeholt und auf die Anlage gebracht. In Summe verarbeiten wir derzeit ca. 2000 t kompostierfähiges Material pro Jahr.

Mit welchen Problemen hat ein Kompostierer zu kämpfen?

Erwin Pusch: Grundsätzlich können wir in Österreich stolz darauf sein, dass die Abfalltrennung funktioniert und wir eine Kompostierung in dieser kleinstrukturierten Form betreiben können. Leider gibt es aber auch bei uns immer wieder einige wenige, die das Prinzip noch nicht verstanden haben oder aus Unachtsamkeit Störstoffe wie Plastik, Glas oder Metall  zum Bioabfall geben. Diese Fehlwürfe sind bei der Sammlung schwierig zu erkennen, werden aber im Lauf des Kompostierprozesses immer sichtbar, weil sie ja nicht abgebaut werden können. Und schlussendlich müssen sie von uns in mühevoller Handarbeit und durch die Siebanlage aussortiert werden.

Was ist beim Kompostierprozess zu beachten?

Dominik Pusch: Wichtig ist die richtige Mischung der Ausgangsmaterialen, also gehäckselter Strauchschnitt als Strukturmaterial, Biotonne, Rasenschnitt, Fertigkompost (zum Impfen) und Erde.
Um dann ein ideales Klima für die Mikroorganismen zu schaffen ist über den gesamten Prozess für die richtige Temperatur, Feuchtigkeit und ausreichend Sauerstoff zu sorgen.
Der Sauerstoff wird durch regelmäßiges Umsetzen der Mieten zugeführt, die Feuchtigkeit wird durch zusätzliches Bewässern oder durch Abdecken mit einem Vlies reguliert. Die Temperatur in den Mieten sollte über mehrere Wochen ca. 60°  betragen - nur so kann gewährleistet werden, dass z.B. pathogene Keime oder Unkrautsamen vollständig abgebaut werden.
Der so in 8 bis 10 Wochen entstandene Fertigkompost wird auch von einem externen Labor geprüft und kann im Gemüsegarten und im Biolandbau eingesetzt werden.


Erwin Pusch: Jede Handvoll organischer Abfall ist wertvoll und sollte dem Boden wieder zugeführt werden. Wenn er aber mit dem Restmüll verbrannt wird, geht  diese Energie für den Boden verloren!

Wie kann sich die Situation zukünftig verbessern?

Dominik Pusch: Als erstes wäre da das „Plastiksackerl-Verbot“ in den Supermärkten zu erwähnen, das ja bald in Kraft tritt - damit sollte dann die gesamte Plastik-Müllmenge und hoffentlich  auch der Anteil im Biomüll signifikant sinken.
Das immer stärker werdende Bewusstsein für Kreislaufwirtschaft, natürliche Bodenfruchtbarkeit und nachhaltig produzierte Lebensmittel sehe ich auch sehr positiv.